DALMATIEN« 3 Mr. 10 wunschen daliegenden Hi4uschen und klei- nen Kapellen auf _ sanit geschwungenen Higeln im krassen Gegensatz zu dem eben noch geschauten Kiistenpanorama steht, Bald kommt die Abzweigung des Weges nach Kupari, idealen Strandbad, die Hauser von Srebreno und Supetar fliegen ovorbei und schon sieht man die Gasthiuser von Mlini, dem Dorado zahlloser Wasser- ialle, die sich mitten durch die Hauser hindurch Meer ergiessen. Aber vor- lautg ist an enem Aufenthalt noch nicht zu denken, wieder seniesst man den freien Blick weit hinaus aufs offene Meer, iiber hundert Meter tief unten ersp4iht man die einsame Robinson-Bucht, wo ein silbriger Sturzbach das Blau der Adria _in helles Griin verfarbt, gleich darauf sieht man den dem ins weissen Marmorbau des Cavtater Mauso- leums. Doch kurz vor dem kleinen Badeort macht die Strasse scharfe Biegung nach links, abermals venrschwindet das Meer und nun geht es mitten hindurch das blihende, fruchtbare Konavle-Tal, eine dessen Trachten bereits in den Strassen von Du- brovnik den Gasten aus England auffielen,. Ftwa 25 Kilometer lang erstreckt sich das von unbewohnten Hohenziigen gebildete Tal mit seinem reizvollen Hauptort Gruda, Herrlich gewachsene, fr&hliche_ Menschen sind es, die hier ihre Heimat haben, Wie an- gegossen passt ihnen die kleidsame Tracht, die sie mit Grazie zu itragen wissen und iiberall, wo man ihnen begegnet, haben sie ein bezwingendes Lacheln im vom grossen, breitrandigen Strohhut beschatteten Ge- sicht. Kurz nach Gruda werfen wir schnell einen Blick auf die weite Rasenfiche des die Gaste Flughafens mit seiner schlichten Halle und fiir Dubrovniker bestimmten seinem kleinen Restaurant. Kaum, dass man cs merkt, nimmt der Autobus eine beacht- lithe Anhčhe, kreuzt die Schienenstrange der Bahnverbindung von Uskoplje und der Bucht von Kotor und schon weitet sich der Talkessel und gew&hrt einen grossartigen Blick in noch unbekanntes Land. Der Bus braust durch die Bucht von Kotor In stoischer_ Ruhe sitzt Jakob unser ausgezeichneter Schofi&r am Steuer, Gleich vem ersten Augenblick an hat man bei ihm das beruhigende Gefiihl absoluter Si- cherheit und Geistesgeđenwart. Aber nun beugt er sich leicht zur Seite und ruft nur die wenigen Worte »Boka Kotorska« seinen ihm anvertrauten G&sten zu. Wie wenn der Wind durch die Baume rauscht, so entstand unter den Reisenden eine Bewegung. Jeder wollte zuerst diesen nur wenigen Minuten w&hrenden Ausblick auf den von hohen Bergen umschlossenen Meeresarm in sich aufnehmen. Und in der Tat, es lohnt sich schon, wenn man an jener Stelle, wo in scharten Kehren die Strasse tief ins Tal hinabfalit, die Ha&lse reckt, um ja nicht diesen herrlichen Moment zu versaumen, denn gleich ist die Bucht den Blicken vor- Ičufig wieder entschwunden, bis die H&user des Badeortes Igalo m“t seinem prachtvol- len Strand erreicht sind. Hier ist man be- reits in einem Seitenarm der Bucht und nun taucht Hercegnovi auf, von wo aus wir zum Tor der Boka hiniiberschauen konnen, Gleich am EFEingang des Kurortes macht der Autobus zum wersten Mal Station und wir haben fir kurze Zeit Gelegenheit durch odie Strassen des Stadtchens zu schlendern und seine Anlagen zu bewundern. Es ge- niigt gerade, um den Marktplatz mit seinen Obst. und Gemiisestanden, den alten Uhr- turm — Wahrzeichen der Stadt — und den Kuppelbau der serbisch-orthodoxen Kirche zu fotografieren, Aber mahnend ruft schon die Hupe des Autobusses zur Weiterfahrt und jeder folst gern und schnell dem Ruf, denn jetzt be- $innt die herrliche Fahrt durch die Bucht bis zu ihrem Hauptort Kotor. Es ist zu- nachst als ob wir durch ewig bliihendes Friihlingsland hindurchfiihren, Noch ist die Bucht gleich einem weiten blauen Gebirgs- see, in den die Berge sich allmahlich hinein- osenken. Dorf reiht sich an Dorf_ wie eine endlose Strasse, man merkt eigentlich gar- nicht, wann das eine aufh6rt und das nachste beginnt, so gehen die Hauser, von farbenleuchtenden Oleanderb4umen umge- ben, ineinander, Wenige Kilometer nach erblicken wir auf spitzem Berges- kegel die Tirme des beriihmten serbisch-ortodoxen Klosters Sa- das vor etwa 300 Jahren errichtet wurde und eine stolze Vergangenheit hat. Hier hielt sich auch Kčćnig Aleksandar I. noch kurz vor seiner verh&4ngnisvollen Reise nach Marseille _ auf. Eine Bank im Klostergarten tragt die Inschrift, dass der Konig an die- ser Stelle bei seinem Aufenthait im Kloster zum letzten Male ver- weilt habe. Weahrend wir den = malerischen Klosters auf der anderen Seite der Bucht die Hauser von Tivat, nach dem dieser Teil des Meeresarmes auch benannt worden ist, Von Kilo- Landschaftsbild der Bucht gigan- und Herzegnovi vina, noch hinauf zu des verschwinden Tuirmen schauen, tischer imposanter, Immer meter zu Kilometer wird nun das dichter schieben sich die nun schon iiber tausend Meter hohen Bergmassive an das Wasser, schon macht es fast den Ein- druck eines der diisteren, schwer- miitićen Fjorde Norwegens, durch den wir bis zu dem Aussersten Meer vordringen, An der Stelle, die Bucht von Risan wie ein ausgestreckter Finger von der Boka nach Norden abzweigt, bilden die sich schiebenden = Gebirgsziige natiirli- »Verige« zu deutsch »Ketten«, da ins stiirzenden Felsenhang Wo Vor- eine genannt, d. h. einst che Meeresenge, an dieser Prčanj mit seinen alten herrschaftlichen Palčsten Von Hercegnovis Palmengdrten \aus blickt man hiniiber -zur Finfahrt in die Bucht von Kotor telle die Enge durch Ketten gesperrt wur- de. Um den grossen Umweg iiber Risan zu ersparen, wird hier der Autobus aui einer $rossen F4hre ans andere Ufer gebrachi. Wahrend wir, vom mit $rossen Flossbret- tern gedeckten Motorboot iiber das Was- steigen &rund wie eine Vision zwei seltsame Filan- de aus dem Gew&sser, Es sind die beiden romantischen Inseln des heiligen Georg und ser Setragen werden, im Hinter- Montenegriner aus Cetinje in seine malerischen Tracht von denen die eine mit ihren von unheimlich diisteren Zypressen umgebenen Kapelle das Motiv fir Bocklins weltbekannt. gewordenes Ge- der Muttergottes von Škrpjeo, malde »Die Toteninsel« gewesen sein soll. Den Abschluss dieser einzigartigen Szene- rie bilden die alten verlassenen Pal4ste von Ferast,_ der einstićen Beherrscherin der Bucht am Fusse des Berges Sutilija, Es ist schade, dass wir nicht hiniiber k&nnen, um diese Pracht aus lingst verklungenen Zei- ten eingehend betrachten zu kčnnen, aber die Zeit ist kostbar, denn noch stehen uns ja die interessantesten bevor, Vorsichtig rollt unser Autobus von der Fihre wieder auf die Strasse, den letzten und iiberwaltigendsten Teil der Boka Kotor- ska entlang. Die bisher einfachen, schmuck- losen H&4uschen am Ufersaum der Bucht verwandeln sich nun in altehrwiirdige Pa- laste, die fast alle den venezianischen L6- wen iiber den Portalen zeigen. Hunderte von Jahren sind diese Geb4ude alt, sie ha- Reiseeindriicke ben jedes Haus fir sich ein gutes Stiick Geschichte erlebt und noch immer haben sie nichts von ihrer Pracht eingebiisst, Es it das Dorf Prčanj, durch das wir hindurchfahren und das, wie seine herr- schaitlichen Geb4ude beweisen, friiher ein reicher und bedeutender Ort am Fusse des Berges Vrmac gewesen sein muss. Prčanjs Piarrkirche, vor der der Bus einen Augen- blick stoppt, ist von allen Gebđuden der ćanzen Bucht das sch6nste und grosste zu- Sleich. Vier Kilometer lang erstreckt sich die Ortschaft und jetzt sind wir auch gleich in Kotor selbst. Fast zweitausend Meter hoch ragen die gewaltigen Gebirge nings um den itiefen Einschnitt, den der Meeres- arm hier gebildet hat, Erdrickend winzig und machtlos kommt sich der Mensch in dieser gigantischen Welt zwischen Ber$en, Himmel und Wasser vor, Eine Stunde Kotor Bucht bis Der letzte Bogen, den die * Kotor umschreibt, ist schnell zuriickgelegt und schon sehen wir die ersten H4user der Stadt, die dariber sich am Berg hinauizie- hende alte Festungsmauer zum ehemaligen Fort, die wie Arkaden anmutenden Ver- kaufshallen der Schlachter h4ndler und endlich das Tor Stadt selbst. sch6ćnen Palmen Sezierten Kai, an dem die grossen Schiffe und taglich verkehrenden Lokaldampfer anlegen, parkt auch unser Fahrzeug und nun haben wir fast eine Stunde lang Ge- legenheit, Kotor n&her kennen zu lernen, Mit der Kamera bewaffnet gehen wir durch das alte Stadttor, das im Jahre 1555 erbaut wurde und iiber dem veneziani- schen Lowen den Gsterreichischen Adler, beide in Stein gehauen, zeigt. Durch die vielen, engen, wrnkligen Gassen bummeln wir, betreten selbstverstandlich den katho- lischen Dom zum heiligen Triphon, das be- deutendste Bauwerk der Stadt, in dem der reichste Silberschaz jugoslavischen Kirchen aufbewahrt wird, betrachten die alten, historischen Gebiude und klettern schliesslich auf die Stadtmauer, die wie ein Giirtel das an den Berg sich anschmiegen- de Kotor fest umschliesst. Im Cafć am Marktplatz nehmen wir noch schnell eine Erfrischung zu uns, denn die frische Luft und die bis dahin schon so erlebnisreiche Fahrt haben uns hungri&$ und durstis ge- macht. und Gemiise- zur Am breiten, mit aller Auf den Hčhen_ des Lovćen-Passes Schneller als man denkt ist die Zeit des Aufenthaltes vergangen und ehe man es sich versieht, sitzt man wieder auf seinem S&ewohnten Platz am Fenster des Autobus- ses und im Flug zieht die Landschaft an uns voriiber, Cetinje, die Hauptstadt Mon- tenegros, ist das nachste Ziel, Aber ehe wir dorthin kommen, muss der Lovćen-Pass, die $ewaltigste Gebirgsstrasse Europas, bee nun