FOSLAKINA PLACENA<“U GOTOVE

DUBROVNIK, JAHRGANG 1939 # No. 2

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MITTELMEER-. UND ORIENT-NACHRICHTEN

COURIER DEL EUROPE DU SUD-EST, DU MEDITERRANE ETDU PROCHE-ORIENT

Fachblatt tur alle Wirtschaftstragen im Handelsverkehr mit Sidosteuropa, den Mittelmeerlandern und dem Nahen Osten

STANDIGE
BEILAGE:

BALKAN TOURIST

REISEDIENST DES SUDOSTEUROPA-KURIER SOWIE PRESSEBERICHTERSTATTUNG DER ANGLO-
JUGOSLAVISCHEN HANDELSKAMMER, OFFIZIELLES ORGAN DER ZAGREBER MESSE =tc.

CHEFREDAKTION und ADMINISTRATION:
Jugoistočno Evropsko Nakladno Društvo s o. i.

Socićtć Editrice de |' Europe du Sud-Fst, Dubrovnik

Verbreitung im Sprachgebiet der deutschen,
englischen, franzčosischen, italienischen und serbo-
kroatischen Sprache. — Erscheint monatlich

Redaktionen in:

ATHINAI, BEOGRAD, BUCURESTI, CAIRO,
ISTANBUL, MARSEILLE, NAPOLI, SOFIA

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Albanien 14 frs d'or, Bulgarien 600 Leva, Griechenland 600 Drachmen, Rumanien 1100 Lei, Turkei 9 Lta. Alle anderen Lander sfrs 22.— Inserate nach aufliegendem Tarif.

Ak, gi
Mut zum /rieden

Oft und mit mancher Berechtigung wurde friiher
Balkan als dem Brandherd Europas gesprochen,einer
Sammellinse, von der aus heterogenste Leiden-
schaften Weltbrande entfachten. Wie weit liegt
dies schon zurick! Ist es heute noch denkbar, dass
Deutsche und Italiener, Ungarn und Rum&4nen ge-
ćenseitig als Feinde ausgespielt werden und sie alle
zusammen wieder und jeder einzeln, als Feinde der
Staaten Sudosteuropas autgefasst werden? Sudost-
europa liegt an der exponiertesten Stelle unseres
Erdteils, an jener_ wichtigen Stelle, wo Ost und
West sich treffen, wo  uralte Handelswege sich
kreuzen, wo Včolker und Kulturen sich iiberschnei-
den, Bricke und Umschlagplatz von Europa und
Asien. Sollte man nicht annehmen, dass in diesem
Gebiet, der Arena wiederstreitender Interessen und
von weither wirkender maAchtiger Finflusse der ge-
gebene Nahrboden bereitet sei fir virnulente Bakte-
rienkulturen aus Krieg, Hass und Unvernunift? Ha-
ben wir nicht die schonsten Beispiele des virus die-
ser Bazillen in aller Welt vor Augen? Meint man,
die Staaten Sudosteuropas hatten keine Meinungs-
verschiedenheiten untereinander und mit Dritten?

Obwohl der — Včlkerkessel — Sudosteuropas von
innen und mitunter auch von aussen
Seheitz wird, _ kann es hier _ keine — Explo-
sion geben: denn wir haben das Ventil der Ver-
nunit, — den Mut zum Frieden! Jahrhundertelang

waren die Volker Siuidosteuropas von der nach
Westen anbrandenden Turkenwoge iiberschwemmt
und viele lebten spiter unter dem alten Szepter
von Wien, — wie hatten sie da nicht lernen sollen:
cie Diplomatie der Zeit und etwas auch von viribus
unitis? Sie haben gelernt, dass die Zeit ein guter
Diplomat ist und fur jeden arbeitet, sie haben ge-
lernt, dass Finigkeit stark macht und mit vereinten
Kraften Ziele zu erreichen sind, die zwar nicht im-
mer dem absoluten Ideal entsprechen, aber min-
destens konvenable Kompromisse und einen modus
vivendi darstellen. Sudosteuropa bildet em  Bei-
spiel, dass Mut erforderlich ist, dem Frieden zu
dienen.  Vernunft und der Wille zur Verstandigung
haben aus dem »brennenden Balkan« ein Herd-
feuer des Friedens gemacht, aus dem allerdings
niemand, ohne sich die Finger zu verbrennen, heis-
se Kastanien nehmen kann. Imperialistische Poli-
tik der Grosstaaten wird im siuidosteuropaischen
Raum nicht mehr geduldet, doch Gaste versammelt
man serne um das Herdfeuer, dass alle warmen kann.
Politische Freundschaften werden aus wirtschait-
iichen Erwa4gungen geschlossen und diese zwingen

die Marschrichtung auf.  Wirtschaftliche Erwagun-

$en und politische Freundschaften bedeuten aber '

nicht das Einfallen Aller in Stechschritt und Paso
Romano, sondern das Begleiten grosser Freunde
em gut Stick des Weges. Die Staaten Suedost-
europas wissen ihre Freunde und besten Kunden zu
schaetzen, die durch wohldurchdachte Methoden
als Abnehmer und Lieferanten eine ausschlaggeben-
de Rolle spielen, aber diese Staaten wissen gleich-
zeiti&g ihre Handelsfreiheit zu schuetzen, die es ihnen
ermoglicht, ersehnte Devisen zu erhalten, ein Zau-
bermittel, welches die Welt enschliesst.

Selbst Regierungsumbildungen, die anderswo zu
Krisenzustanden fiihren k6nnen, werden in Siidost-
europa, der grossen Halbinsel des Friedens, im Žei-
chen der inneren und 4usseren Verstandigung voll-
zogen und beweisen, dass man hier wie fast sonst
nirgends in der Welt den Mut zum Frieden hat, sich
mit Kompromissen und gegenseitigem guten Willen
zu bescheiden weiss und Differenzen auszugleichen
sucht. Nach den Reden der Staatsmanner der Welt-
machte, den Ankindigungen grosser Exportoffensi-
ven, steht Suidosteuropa in verstarktem Ausmass im
Brennpunkt der Interessen,

Ausiuhrmoslichkeiten unserer Industrie

von

Čurčin und Windisch

Wenn die jugoslavische Industrie im Hinblick aui
die heimische Bedarfsdeckung ausgebaut wird, so
sind doch gewisse ihrer Zweige auf die Austfuhr
angewiesen, die sich in ihrer Struktur den Aende-
rungen an den Weltmarkten anpassen muss.  Ge-
wisse Industriezweige sind fast ganzlich auf die
Ausfuhr angewiesen, weshalb es in diesem Zusam-
menhang besonders bedauerlich ist, dass das Aus-
land, um seine Handels- und Zahlungsbilanz mit
moglichst geringen Betragen zu belasten, und um
seine eigene Arbeiterschaft zu beschaftigen, immer
mehr dazu neigt, unverarbeitete Rohmaterialien in
Jugoslavien zu kaufen, anstatt Halbfabrikate oder
Ferti&gwaren. Diese Entwicklung stammt zum Gross-
teile aus den Bestrebungen des Auslandes zu einer
gewissen Autarkie, zum Teil aus gewissen Zoll- und
anderen Massnahmen, die die Einfuhr von Halbia-
brikaten. besonders aber von Fertigwaren behin-
dern, indem sie gleichzeitig die Industrieerzeugung
des betreffenden Landes schitzen.

In zweiter Linie ist der Grund zu dieser Entwick-
lung in unserer eigenen Wirtschaftspolitik  gele-
Sen, die erst in jiingster Zeit ihr Augenmerk in er-
b6htem Masse der heimischem Rohstoffverarbeitung
widmet,

Die Industrie der Agrarprodukte hat, mit Rick-
sicht daraut, dass Jugoslavien  vorwiegend ein
Agrarland ist, die Moglichkeit, grosse Mengen sei-
ner Erzeugnisse auszufiihren. Aus den schon er-
wahnten Griunden wurden jedoch im Jahre 1937
etwa 318.000 t Weizen ausgefiihrt und nur etwa
8000 t Weizenmehl, sodass also kaum 2% unserer
Weizenausfuhr auf Mehl entfallen ist. Daher konnte
unsere Mihlenindustrie nur ca. 40% ihrer Kapa-
zitat ausnitzen. Ausserdem hatte tnsere Mehlaus-
fuhr unter dem  Mangel  guter und
dartisierter Mehlqualitaten zu leiden, was wiederum
auf den von der staatlichen Initiative eine Zeliitlang
beginstigten Prolifikweizen zuruckzufuhren ist.

Aehnlich verhalt es sich mit der Schlachthaus-
und  Fleischverarbeitungsindustrie.  Wahrend 1937
etwa 307,000 lebende Schweine im Gewichte von
je etwa 70 kg ausgefihrt wurden, also insgesamt
etwa 21,500 t, betrug die Ausfuhr an frischem
Schweinefleisch  hingegen nur _ etwa 7000  t,
Bacon 400 t, geselchtem Schweinefleisch 23 t,
Schimken 201 t, Salami 58 t, Wirsten_ 5 t,
frischem Speck 151 t, etwa 1000 t angesalze-
nem Speck und 8.333 t Schweinefett. — Der
Gesamtwert der Ausfuhr am Lebendvieh betrug im
Berichtjahr ann&4hernd 760 Mill. Dinar, dagegen an
irischem Fleisch nur 235 Mill. Din. und  Fleisch-
verarbeitungswaren nur 41 Mill. Dinar, sodass also
14% der Ausfuhr Lebendvieh betraf und auf fri-
sches Fleisch nur 22%, auf Fleischverarbeitungs-
waren gar nur 4% entfielen, was zur Folge hatte,
dass einige Fleischverarbeitungsindustrien und Aus-
fuhrschlachth4user die Arbeiten einstellen mussten.

Aus Jugoslavien werden betrachtliche Mengen
an Rohhauten u. zw. vornehmlich des Kleinviehs
(Lammer, Schate, Ziegen und so weiter) ausge-
fihrt. Im Jahre 1937 wurden 4.425 Tonnen fir
137,700,000.— Din. und im Jahre 1936 sogar
1,093 Tonnen fur 147,300.000.— Din. ausgefihrt.
Trotz der entwickelten H&4ute- und Hauteverar-
beitungsindustrie, betrug 1937 die Ausfuhr an fer-
tišen Hauten und deren Erzeugnissen nur 15,000.000
Din., was bedeutet, dass von der Gesamtausfuhr
kaum 10% auf die Halb- und Ganzfabrikate entfie-

stan-

len. Hier ware das Interesse des Iranzosischen
Marktes fur Kleinvieh zu vermerken, insofern es
eine Kreuzung mit dem franz6sischen Zuchtvieh
darstelit. So fuhrt z. B, Polen, dass schon seit lan-
gerer Zeit Klemzuchtvieh aus Frankrcieh importiert,
nach Paris und die franzosische Provinz, Fleisch,
Haute und sanze Schafe, Zicklein und Lammer, aus.

Ausser den angefiihrten Erzeugnissen, ist die
jugoslavische Agrarindustrie in der Lage, betracht-
liche Mengen: Etuvierter Pflaumen, Pflaumenmus,
Fruchtmarmeladen, Fruchtsafte, Federn, gesalzene
und Trockend&rme, Speiseole, besonders Olivendl,
Sulftur-Olivenol, Starke, Dextrin, Sirup, Spiritus,
Hete, Kleie, manniisfache landwirtschaftliche Ver-
arbeitungserzeugnisabfalle, wie Oelkuchen und Oel-

schrot, = verschiedene — Ka&searten, — verschiedene
Speisekonservenarten  (Fischkonserven,  besonders
Sardinen, Fleischkonserven, Obst- und Gemiise-

konserven) u. s. w., auszufiihren. Hiebei muB betont
werden, dass man der Verarbeitungs-, Reinigungs-
und Verpackungsart u. 4., besondere Sorgfalt zu-
wende.

Hclzindustrie: Durch seinen grossen Waldreich-
tum  besitzt Jugoslavien eine sehr enitwickelte
Waldindustrie, die zu einem guten Teile auf die
Ausfuhr angewiesen ist. Im Jahre 1937 wurden aus
Jugoslavien 1,070.859 Tonnen Holz im Werte von
uber Din. 1.000.000.000, also somit 16% der jugo-
slavischen Gesamtausfuhr, exportiert. Hievon ent-
fallen 974,560 Tonnen fir Din. 887.700.000 auf Bau-
holz, beinahe 90%, und auf die Holzverarbeitungs-
industrie nur 7.369 Tonnen fur Din. 46,000,000, d, 1.
4%. Die Holzverarbeitungsindustrie ist indessen in
Jugoslavien  geniigend entwickelt, um mit ihren
Erzeugnissen in einem weit h&heren % Satz an der
Gesamtholzausfuhr teilzunehmen. Dies bezieht sich
hauptsaichlich auf Fourniere und Sperrplatten, aul
Parkettbrettchen, Schuhleisten, ho6lzerne Turangeln,
Kisten und deren Teile, aus Bogenholz und deren
Teile, auf Fasser u. A.

Die Erz- und Schmelzindustrie hat sich bei uns,
infolge der ginstigen Konjunktur auf den Welt-
markten, die durch die erhčhte Inanspruchnahme
der Ristungsindustrie bedingt war, bedeutend ent-
wickelt, Wahrend die Kohlenindustrie vornehmlich
fir den heimischen Markt arbeitete, waren die Erz-
bergwerke zum iiberwiegenden Teil auf die Aus-
fuhr angewiesen, die in letzter Zeit infolge des Me-
tallpreissturzes auf den Weltmarkten, dem Werte
nach empfindlich fiel. Im Jahre 1937 wurden insge-
samt 820,290 Tonnen Erze im Werte von 464.847.009
Din. ausgefihrt. Der iberwiegende Teil hievon
entfallt auf Fisenerz, wovon 500.135. Tonnen fur
Din. 84,800.000.—, besonders nach Ungarn, Tsche-
cho-Slowakei und Ruminien ausgefiihrt wurden.
Ferner auf Blei- und Zinkerzkonzentrat, das aus
der Trepča Mines Ltd. in Mitrovica a. Amselfeld
(Kosovopolje) herriihrt. Im Jahre 1937 wurden
84,353  — Tonnen — Bleierzkonzentrat fir Din.
286.000.000, fast zur G4nze nach Belgien, ausgefiihrt,
ebenso  dorthin Zinkerzkonzentrat 58.216 Tonnen
fir 47,140.000_ Din. Ausserdem werden noch aus
Jugoslavien gr6ssere Mengen Chrom- und Mangan-
erz, als auch Pirit exportiert.

Es besteht aber heute das Bestreben, nach
Moglichkeit an Stelle der Erz- die Metallaustuhr
treten zu lassen. Zu diesem Zwecke wurde bereits
eine Kupferelektrolyse in Bor und eine Aluminium-
fabrik in Lozovac gegriindet, man arbeitet auch